Onyx Boox 60

06.06.2010

Im Januar habe ich mir - nach längerem Überlegen - einen E-Book-Reader gekauft. Meine Anforderungen unterschieden sich hier etwas von denen eines “normalen” E-Book-Nutzers. Ich wollte ein Gerät um RSS-Feeds im Bus und in der Bahn lesen zu können. Bisher habe ich dafür mein N800 verwendet. Doch das Display ist mit 4,1" hierfür eigentlich zu klein und sobald die Sonne etwas heller scheint, kann man auf dem transmissiven Display nichts mehr erkennen. Also musste etwas Größeres her. Der iRex Illiad lag weit außerhalb des Budgets und viele andere Reader hatten kein WLAN. Jeden Morgen mit SD-Karten zu hantieren kam auch nicht in Frage. Irgendwann bin ich dann über das Boox 60 (baugleich mit dem BeBook Neo) gestolpert. Knappe 300€ teuer, WLAN und 6" e-Paper-Display mit Touchscreen.

Innere Werte

Boox Bedienelemente Über die inneren Werte des Boox sind schon viele Artikel verfasst worden. Daher hier nur eine kurze Zusammenfassung:

  • Display: 6" E-Ink-Display
  • Graustufen: 8 (soll irgendwann auf 16 erweitert werden)
  • Auflösung: 800x600
  • Touchscreen: Wacom Induktiver Touchscreen
  • CPU: 532 MHz ARM
  • RAM: 128 MByte
  • Flash: 512 MByte (Betriebssystem + Daten)
  • SD-Slot mit SDHC Support
  • 802.11b WLAN

Firmware

Die Firmware ist seit Version 1.3 gut brauchbar. Ältere Versionen glänzten noch mit vereinzelten Abstürzen. Seit 1.3 ist das Gerät (bei meinem Nutzungsprofil) stabil. Die Notizfunktion krankt an dem doch sehr ungenauen Touchscreen. Durch das induktive Funktionsprinzip ist die Genaugkeit stark von der Stifthaltung abhängig. Wer - wie ich - die Hand auf dem Displayrahmen auflegt um genauer zielen zu können, neigt den Stift je nach Position des anzuklickenden Elementes unterschiedlich stark. Daher sollte man beim Kalibrieren auf die gleiche Handhaltung achten, wie später bei der Nutzung. Tut man dies, ist die Genauigkeit ausreichend. Die Stabilität ist - entgegen anderen Berichten - wirklich gut. Mir ist das E-Book noch nie abgestürzt. Jedoch gab es mit älteren Firmwareversionen gerne mal Probleme mit dem WLAN. Dieses funktioniert jedoch seit Version 1.3 ziemlich gut.

Display

Das e-Ink Display ist etwas völlig Anderes als herkömmliche LCDs. Da es sich um ein rein reflektives Display handelt, kann auch in der Sonne gut gelesen werden. Der Kontrast entspricht in etwa dem Ausdruck eines Laserdruckers auf ungebleichtem Umweltpapier und auch der mögliche Blickwinkel ist ähnlich. Da jedoch das Schwarz in der Sonne gut besteht, nimmt der Kontrast bei steigender Helligkeit sogar noch etwas zu. Die Auflösung von 800x600 Pixeln sorgt für ein scharfes und angenehm zu lesendes Schriftbild. Sogar einfache Grafiken oder Fotos werden in Zeitungsqualität angezeigt. Wer also zwischen einem iPad und dem Boox/BeBook schwank, sollte einfach einmal beide Geräte mit in den Biergarten nehmen…

Akkulaufzeit

Hier könnte Onyx noch etwas optimieren. Ich nutze das Boox jeden Tag für etwa 30 Minuten um meine heruntergeladenen NewsFeeds zu lesen. D.h. die Prozessorlast ist wohl etwas höher als normalerweise, da viel HTML gerendert werden muss. Die Feeds werden jeden Morgen heruntergeladen, wofür das WLAN für ca. 5 Minuten aktiv ist. Bei diesem Nutzungsprofil hält das Boox etwa 4 Tage durch, bevor es wieder an die Steckdose muss. Für ein Gerät mit e-Ink-Display und 1,6 Ah Akku ist das nicht gerade üppig.

Nutzung

Das Boox lässt sich über USB als Wechselmedium anbinden. Ich habe die gängigen Dateiformate (PDF, TXT und HTML) getestet. Das funktionierte sehr gut. Die Geschwindigkeit ist bei HTML- und TXT-Dateien gut brauchbar. Bei PDF hängt es sehr von der Größe der Datei ab. Da aber 800x600 Pixel Auflösung für große PDFs nicht wirklich geeignet ist (hier hilft die Nutzung im Querformat etwas), stellt das kein Problem dar. Da ich von Anfang an das Boox als Zeitungsersatz nutzen wollte, hat es noch nie ein E-Book gesehen und ich kann nicht sagen, wie gut das funktioniert. Der Webbrowser basiert auf WebKit und er kommt somit mit den meisten Webseiten gut klar. Sogar JavaScript wird unterstützt. Natürlich sind Animationen auf dem e-Paper-Display nur sehr eingeschränkt möglich.

Softwareentwicklung

Das Boox läuft - ebenso wie das BeBook Neo - unter Linux. Das SDK kann von der Herstellerseite heruntergeladen werden. Vorsichtig formuliert ist die Dokumentation stark verbesserungswürdig. Da jedoch alles auf Qt basiert, kann man zumindest hier auf gute Dokumentation zugreifen. Trotzdem - vor allem weil ich selbst so ein Tool wollte - habe ich mir einen Offline-RSS-Reader für das Boox geschrieben. NewsFlash heißt das gute Stück und es macht das Gerät zu einem guten Tageszeitungsersatz.

Fazit

Für meinen Einsatzzweck als Zeitungsersatz funktioniert das Boox wirklich ausgezeichnet. Ob es als e-Book-Reader taugt, weiß ich nicht. Die kurze Akkulaufzeit ist als Tageszeitungsersatz zu verschmerzen und dass man einfach beim Frühstücken seine Feeds aktualisieren und später bequem lesen kann, ist wirklich klasse. Für News-Junkies ist das Boox/BeBook Neo wirklich eine Empfehlung. Besonders mit der Software NewsFlash.

Bildergalerie

Boox 60 Rückseite Boox 60 Hülle Boox 60 Vorderseite Boox 60 Stift Boox 60 Wifi Schalter